Auch mehr als fünfzig Jahre nach seiner Erstveröffentlichung in Deutschland vermittelt dieses Hauptwerk französischer Philosophie neue Denkimpulse. "Das Sein und das Nichts" stellt eindrucksvoll die unverminderte Aktualität Sartres auch im veränderten geistigen Kontext unter Beweis.
Sartre bezeichnet es als die vordringlichste Aufgabe jedes Menschen, sich
seine eigene Welt zu schaffen, indem er sie entwirft. Diesem individuellen
>>Entwurf<< der Welt steht der Mensch allein gegenüber, der Entwurf geschieht
ohne jedes Einwirken seitens der Gesellschaft und ohne moralische oder
religiöse Unterstützung. Der Mensch ist dazu verdammt, die eigene Existenz
stets neu zu entwerfen - seine Existenz ist ein stets zu realisierender
Entwurf. Dabei vermag der Mensch im Unterschied zur nichtmenschlichen Welt
etwas zu verneinen, sich gegen etwas zu entscheiden oder sich aufzulehnen.
Indem Sartre die Verantwortung aller Menschen für ihre Entscheidungen voraussetzt,
postuliert er die absolute Freiheit, die Bedingungen für eine menschliche
Existenz wählen zu können: Der Mensch ist nichts anderes als das, wozu
er sich macht. So wird sich der Mensch seiner selbst bewusst und ist gezwungen,
aus der Freiheit heraus sein Leben zu verwirklichen, Werte und Sinn zu
wählen und sich zu entwerfen. Der Mensch ist nach Sartre nicht definierbar,
weil er anfangs überhaupt nichts ist. Er wird erst, und er wird so sein,
wie er sich geschaffen hat. Demnach, so urteilt Sartre, gibt es keine menschliche
Natur, da es keinen Gott gibt, um sie zu entwerfen: Die Existenz geht dem
Wesen, der Essenz, voraus.