Mit Andreas Hofer zeichnet Luise Mühlbach das Panorama des Tiroler Aufstands von 1809: Bergisel-Schlachten, Befreiung Innsbrucks, Gefangennahme und Erschießung des Anführers. Präzise Alpenbilder, Volksfrömmigkeit und habsburgische Loyalität verbinden sich mit dialogischer Verdichtung und melodramatischer Zuspitzung. Dokumentarische Anklänge und sprechende Figurenkonstellationen machen den Roman zu einer populären Geschichtserzählung, die Mythosbildung und politische Didaktik eng verschränkt. Luise Mühlbach, Pseudonym der Schriftstellerin Clara Mundt, zählt zu den erfolgreichsten Autorinnen historischer Romane des 19. Jahrhunderts. Aus Chroniken, Memoiren und Zeitungsquellen montierte sie Stoffe von Friedrich dem Großen bis Napoleon für ein bürgerliches Publikum. Debatten um Revolution, Nation und Führung prägen ihren Zugriff; Hofer erscheint folglich als Schnittfigur von Volkskultur, charismatischem Heldentum und Loyalitätskonflikten. Empfehlenswert ist das Buch für Leserinnen und Leser, die historische Spannung mit kulturgeschichtlicher Tiefenschärfe suchen: für Interessierte an Alpenraum und Napoleonik ebenso wie für Forschende zur Erinnerungskultur. Wer Mühlbachs Pathos als zeittypisches Stilmittel akzeptiert, erhält eine atmosphärische, vielstimmige Erzählung und ein aufschlussreiches Dokument der nationalen Mythopoese.