Die Bühnenwerke des niederländischen Komponisten, Film- und Theaterregisseurs Michel van der Aa sind durch ein unauflösliches Miteinander von akustischen und visuellen Bestandteilen charakterisiert und nutzen aktuellste Technologien als Werkzeuge für die Aushandlung philosophischer und gesellschaftlicher Fragestellungen. Wiederholt rückt dabei die Auseinandersetzung mit der Beschaffenheit von menschlicher Identität und Erinnerung oder die Beschäftigung mit traumatischen Lebenserfahrungen in den Mittelpunkt.
Die Beiträge diese Bandes widmen sich im interdisziplinären Diskurs zwei zentralen Problembereichen: Einerseits gehen sie der Frage nach, auf welche Weise zeitgenössische Kunstproduktion an aktuellen gesellschaftlichen Diskursen partizipieren kann. So spielt Van der Aa in multimedialen Settings die posthumanistische Vision des ¿Mind Uploads¿ durch und stellt die Fragen nach ethischen Implikationen im Kontext einer nurmehr medial vermittelten zwischenmenschlichen Interaktion, während er an anderer Stelle Filme und Virtual Reality einsetzt, um die Grenzen der Wahrnehmung zu verschieben. Andererseits rücken die Aufsätze in den Blick, auf welche Weise kompositorische und mediale Werkzeuge zur Schaffung von Erfahrungsräumen eingesetzt werden, um jenseits wissenschaftlicher Argumentationen nach ästhetisch vermittelbaren Antworten zu suchen.
Fragen nach der Gattungszugehörigkeit der Musiktheaterarbeiten und nach der Distanz zu operngeschichtlichen Traditionen oder dem Anknüpfen daran spielen in diesem Kontext ebenso eine Rolle wie die kunst- und sspartenübergreifenden Aspekte von Van der Aas Arbeit, deren produktionsästhetische Gesichtspunkte oder Fragen der interpretatorischen Realisierung. Die Publikation versteht sich daher auch als fundamentaler Beitrag zu einer Theorie der Oper der Gegenwart.