"Alle Dinge haben ihr Geheimnis, und die Poesie ist das Geheimnis, das alle Dinge haben."
Federico García Lorca
Im schlimmsten Fall kann man Poesie nicht verstehen. Man kann sie nicht singen und nicht verfilmen. Nur lesen kann man sie und deklamieren.
Der schlimmste Fall ist oft der beste.
Die Poesie hat sich emanzipiert und ist historisch mit der Gesellschaft mitgewachsen. Sie hat die Fesseln des Mittelalters gesprengt, der Aufklärung Ratio ebenso wie Emotio geschenkt und die Grauen der Weltkriege sowohl nüchtern als auch bildgewaltig begleitet. Sie hat im Fluß der Zeiten durch ihre Verse und Strophen Menschliches genauso wie Unmenschliches strömen lassen.
Sie ist totgesagt und wiederbelebt worden.
Im 21. Jahrhundert sucht sie sich ihre Formen und Themen aus. Ob privat oder öffentlich, gereimt oder ungereimt - die Poet:innen dieses Bandes schöpfen ungehemmt aus der großen Palette der gegenwärtigen Strömungen. Aus der Welt, in die sie geworfen wurden, werfen sie Wortmalereien und Satzmusiken zurück. Kunst- und seelenvolle Werke, die treffen, weil sie treffend sind.
Hier werden die Ansätze der Poet:innen parallel zu ihrer Poesie vorgestellt: eine Inventur, damit jeder die Frage für sich beantworten kann, welche Rolle die Lyrik im 21. Jahrhundert (noch) spielt.