Übung macht bekanntlich den Meister. Und die hat Helmuth Schönauer nach mehreren tausend Buchbesprechungen, die er in seinem bisherigen Leben geschrieben und damit wohl das erstaunlichste buchkritische Werk aller Zeiten verfasst hat. Die Virtuosität, die er in diesem Genre erlangte, bräuchte also nicht zu wundern, dass er aber auch nach Jahrzehnten nicht in Routine verfallen ist, ist zusätzlich bemerkenswert. Mit ungebremster Neugier und Leidenschaft nimmt er sich literarische Werke, Allerweltsbücher und Kuriositäten, Bekanntes und Unbekanntes vor und lässt ihnen die typisch schönauerische Behandlung angedeihen: gnadenlose Subjektivität, teils halsbrecherischen Humor und immer wieder äußerst originelle, erhellende Deutungen.