Die 8. Fuldaer Feldarbeitstage haben thematisch die Leib-Körper-Ethnographie in den Vordergrund gestellt. Emanzipatorische Strömungen, aber auch eine aufkommende Konsumkultur, die neuen biotechnischen Möglichkeiten der Körpergestaltung und medizin- und hygienetechnische Neuerungen führten ab den 1970er Jahren zu einem stärkeren Interesse an der Körperlichkeit und der Leibgebundenheit sozialen Handelns bis in den soziologischen und ethnographischen Diskurs hinein. Alltagskulturell individualisierende Umgestaltungen lenkten und lenken gleichfalls den Blick stärker auf den Körper und den Leib als Untersuchungsgegenstand und drängen der ethnographischen Forschung die Leib-Körperlichkeit als Bezugspunkt nahezu auf. Dabei ist Ethnographie in irgendeiner Form immer Leib-Körper-Ethnographie - sei es gegenständlich im Hinblick auf den beobachteten Körper, sei es methodisch im Hinblick auf den Leibkörper als Beobachtungsinstrument. Damit sind heuristisch zwei relevante Dimensionen leibkörperethnographischer Forschung benannt, deren Sprengkraft gegenüber herkömmlichen, sinnlich vermeintlich entleerten und ,sterilen' Forschungsweisen bislang längst nicht ausreichend diskutiert worden ist. Eine leibkörperlose Ethnographie, so die Ausgangsthese der Tagung, gibt es nicht. Davon ausgehend wurden während der 8. Fuldaer Feldarbeitstage ethnographische Studien ebenso wie ethnographische Theoriepositionen zur Leib-Körper-Ethnographie diskutiert.