Nicht nur angesichts der Transformationsprozesse in Osteuropa bleibt die Politische Kultur ein zentraler Gegenstand politikwissenschaftlicher und soziologischer Forschung. Allerdings sind die bisherigen Ansätze in aller Regel nicht nur kulturspezifischen Kategorien und Begriffen verhaftet, sondern beruhen auch auf einer Theorie menschlichen Handelns, die den Einzelnen vollständig zum Opfer seiner gesellschaftlichen Umstände macht. Dagegen wird hier ein anderer Begriff von Politischer Kultur vorgeschlagen, der in Anlehnung an den kanadischen Sozialphilosophen Charles Taylor von der Intentionalität des Handelns ausgeht: Die Wünsche, Ziele, Absichten und Emotionen, nach denen Menschen handeln, rücken dann in den Blick. Und Politische Kultur wird zwar zuletzt bestimmt als eine gemeinsame Vorstellung davon, wie das Zusammenleben mit Anderen und die Konflikte und Differenzen grundsätzlich geregelt werden oder geregelt werden sollten, als eine Vorstellung aber, die in persönlichen Wirklichkeitskonstruktionen wurzelt.