Pierre Bourdieus langjährige Thematisierung keineswegs nur »traditioneller« Geschlechterverhältnisse fokussiert vor allem die ausgeprägte, gleichzeitig praktische und symbolische Zuweisung und Wahrnehmung der Geschlechterdispositive. Diese sind tief in Strukturen der sozialen Organisation, der Familie, der Sippe und Sippengemeinschaft eingebettet und werden mythisch-kosmologisch überwölbt. Dass solch symbolisch aufgeladene Geschlechterverhältnisse auch in unserer »Moderne« ihr willkürliches Recht beanspruchen, ist nur eine der radikalen Schlussfolgerungen, die Bourdieu den Leser*innen nahezubringen gelingt.