Mitte der achtziger Jahre begannen erste Bestrebungen, die Tönnies-Forschung zu institutionalisieren, als die Ferdinand-Tönnies-Gesellschaft e.V. in Kiel und am Institut für Soziologie der Universität Hamburg die spätere Ferdinand-Tönnies-Arbeitsstelle sich der Erschließung und Förderung des wissenschaftlichen Werkes des Nestors der deutschen Soziologie annahmen.
Auf der Grundlage der geleisteten Vorarbeiten wurde eine Tönnies-Gesamtausgabe (TG) in 24 Bänden entworfen. In dieser kritischen Gesamtausgabe werden die veröffentlichten authentischen und autorisierten deutschen und fremdsprachigen Texte sowie Werke aus dem Nachlass, sofern sie die Form literarischer Selbständigkeit haben, aufgenommen.
Die ersten 22 Bände der TG beinhalten die veröffentlichten Texte Tönnies', der 23. Band enthält Schriften aus dem Nachlass, der letzte Band die Gesamtregister und -verzeichnisse. Neben den edierten Texten enthalten die Bände Inhaltsverzeichnis(se), ein Abkürzungs- und Siglenverzeichnis, einen Erläuterungs- und Variantenapparat sowie Personen-, Literatur- und Sachregister. Der editorische Bericht gibt knappe Auskunft über die Quellenlage, die Materialbeschaffenheit, den Autorisierungsgrad und die Autorenkorrekturen.
Das gedruckte Lebenswerk des Gründervaters der deutschen Soziologie wird durch eine Gesamtedition für die internationale Forschung und Lehre erschlossen. Mit Band 10 erscheint der sechste der auf 24 Bände angelegten Ferdinand Tönnies Gesamtausgabe (TG). Das vorherrschende Thema der Schriften Tönnies' in den Jahren 1916 bis 1918 ist der Erste Weltkrieg, dessen literarische Begleitung er als nationale Verpflichtung ansah, der sich kein Intellektueller entziehen konnte. Insbesondere die inneren politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse Englands, dessen Außen-, Kolonial- und Weltpolitik, die "Kriegstreiberei" Englands und Russlands und völkerrechtliche Aspekte des Weltkriegs charakterisieren seine politische Publizistik jener Jahre. Geradezu als Kontrapunkt zu diesen von einem volkspädagogischen Impetus getragenen Schriften zeigen die Erinnerungstexte an Theodor Storm ein tiefes freundschaftliches Verhältnis, dessen literaturhistorische Bedeutung weitgehend unbeachtet geblieben ist.
- grundlegende Edition des Werkes von Ferdinand Tönnies
- unverzichtbar für Forschung und Lehre