Forschungsleitende Überlegungen
"Wer redet heute noch vom Lesen, wo man - im Zeitalter der Computertechnologie- längst auf den Benutzeroberflächen der besseren Software nicht mehr nur Texte, sondern hauptsächlich Icons entziffern muss, um die notwendigen Informationen zu erhalten? Am Ende der "Gutenberg-Galaxis" (Marshall McLuhan), [...], scheint ein bereits in Gang gesetzter Verdrängungsprozess innerhalb unserer medialen Umwelt stattzufinden, der nicht nur zu Lasten des Gedruckten, sondern sogar der Schrift gehen wird." (Eicher 1996, 9)
Derartig buch- und lesepessimistisch beginnt Thomas Eichers Untersuchung zum Leseverhalten von Studienanfängern der Germanistik. Wieder einmal, nach dem "Angriff" von Radio und Fernsehen, scheint das Medium Buch durch ein neues elektronisches Medium bzw. gleich mehrere Medien in seiner Existenz bedroht zu sein. Einerseits wird die Weiterentwicklung von Computer, Internet und neuen Medien euphorisch begrüßt und man sieht in Ihnen schon die Zukunft, andererseits fürchtet man um die weitere Existenz des alten Mediums Buch und sogar der Kultur (vgl. Tauss 1996, 40f).
"Die totale Vernetzung der Computerwelt, verkörpert durch das Internet, wird seit einigen Jahren von solch einer defekten Rhetorik begleitet. Da entsteht ein neues Medium und als solches greift es ständig irgendein anderes an oder droht es garstigerweise gleich zu zerschmettern. Die Menschen wollen offenbar Krieg sehen im Medienland." (Polatschek 1998, 103)
Doch in wie weit trifft dieser "Kriegszustand" wirklich zu? Schafft es das Internet (ganz abgesehen von der Frage, will und kann es das überhaupt?) das Buch zu verdrängen oder zu ersetzen? Dieser Frage widmet sich, natürlich im kleinerem Rahmen, die folgende Arbeit.
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