In der Gegend zwischen Nicht-mehr-wach-Sein und Noch-nicht-Schlafen entstehen grenzübersteigende Phantasien, die zunächst sprach-los und damit kaum zu erinnern sind. Diese Welten folgen eher den Gesetzen der Poesie als denen einer rationalen Kritik. Gelänge es, ihnen eine Sprachstruktur anzupassen, stünde der Poesie nichts im Wege. Es wäre sogar denkbar, mit einer traumgerechten Sprache diese Phantasiewelten an den Schreibtisch zu locken und sie während des Niederschreibens zu "träumen".
Anstoß für die Mike Reisingers "Para-Träume" war die Frage, ob es möglich sei, Träume frei zu erfinden und so aufzuschreiben, dass sie von wirklich Geträumtem nicht zu unterscheiden sind.
Aus den Aufzeichnungen tatsächlich geträumter Episoden hat er eine persönliche Methodik zum Erfinden von (noch) Ungeträumtem abgeleitet. Die Inhalte der Para-Träume sind völlig frei erfunden; Erzählhaltung und -struktur dagegen lehnen sich an seine eigenen und in der Literatur vorgefundenen Aufzeichnungen von Träumen an.
Mit ihrer schlicht gehaltenen Sprache und ihren suggestiven Klang-Kompositionen erzeugen die 30 Text-Klang-Stücke bilderreiche Räume für Hörer mit Mut zur Poesie. Die Klänge und musikalischen Landschaften sind maßgeschneiderte Resonanzkammern für die sprachlichen Vorgaben. Musik und Text treten damit gleichberechtigt und aufeinander abgestimmt in Erscheinung.