Das deutsche Volk hat im November 1918 nicht 'auf ganzer Linie gesiegt', wie Geschichtslegenden erzählen. Vielmehr ist damals ein politisches System eingestürzt: an Staatsversagen und Führungsschwäche der Verantwortlichen. Lothar Machtan zeigt, wie es zu diesem Verhängnis kam, und entwirft das faszinierende Panorama eines historischen Umsturzes.Es war eine politische Schicksalsgemeinschaft, die zum Scheitern verurteilt war: Kaiser Wilhelm II. , der übermächtige Schwächling, Friedrich Ebert, der vermeintliche Retter, und Kanzler Prinz Max von Baden, der unvorhergesehene Anwärter auf den Kaiserthron. Mit großer szenischer Kraft erzählt Lothar Machtan von den Triebfedern der Hauptakteure im Herzen der Macht: von Leichtsinn und Dummheit, von Angst und Trotz, von Blindheit und Arroganz, von Feigheit und Versagen im Angesicht der schwersten Krise des deutschen Kaiserreichs. Statt mit klugen Problemlösungen aufzuwarten, ließen sie sich immer tiefer in ein Polit-Drama verstricken, über das erst am 9. November 1918 der Vorhang fiel.
Schon bevor das Kaiserreich in den Wirren von Kapitulation und Umsturz zerbrach, krankte es an politischer Führungslosigkeit: Die Entscheidungsträger, die es im Herbst 1918 retten wollten, wurden am Ende zu seinen Totengräbern, weil es ihnen an Mut und Tatkraft fehlte. Mit stupender Quellenkenntnis und Einfühlungsvermögen in die Beweggründe der Hauptakteure zeichnet Lothar Machtan das Bild der deutschen Monarchie beim Tanz auf dem Vulkan. Dabei gerät vor allem das bizarre Zusammenspiel von Intrige und Politik im innersten Zirkel der Macht in den Blick: die Überlebensstrategie des deutschen Kaiserpaars, der politische Halbverrat des letzten kaiserlichen Kanzlers und der Vernunfts-Monarchismus von Ebert, dem Vorsitzenden der mächtigen SPD. Und die Politik der Straße übernahm bei diesem Countdown die Rolle des Brandbeschleuniger. So entsteht das spannende Szenario eines eigendynamischen >Kaisersturzes<, das den epochalen Umbruch von 1918 in neuem Licht erscheinen lässt: als Selbstentkrönung.