In 'Also sprach Zarathustra' bezieht sich Nietzsche weit mehr als in anderen Schriften auf den Fundus der abendländischen Überlieferung und verdichtet mithin unser kulturelles Erbe in einer riesigen Synthese, die sich als eigentümlicher Spielraum von Zitaten, Parodien und Anklängen konfiguriert. Gerade die schillernde Singularität dieser Synthese macht den Text zu einem bedeutenden Träger und Filter der Tradition und somit zu einem Modellfall, an dem sich literaturwissenschaftliche und philosophische Zugangsweisen, die sich mit der Frage nach dem kulturellen Gedächtnis und dessen Umwertungspraxis bei Nietzsche konfrontieren, ergänzen und gegenseitig beleuchten können.
Der Sammelband dokumentiert ein Spektrum möglicher Zugänge zu Nietzsches Hauptwerk, zu seiner charakteristischen Dynamik der Neuschöpfung und zu den spezifischen Formen, in denen sich die Verdichtung der Tradition im 'Zarathustra' artikuliert. Das Pathos Zarathustras, Nietzsches Parodie und der Kryptomnesie-Begriff, der die Umwertung der Tradition in den Horizont eines produktiven Vergessens stellt, werden dabei zu besonderen Herausforderungen der Literaturwissenschaft sowie des Denkens der Gegenwart.