In der Vergangenheit haben sich die zeitweiligen Abweichungen der Entwicklungen von Arbeitseinkommen und Kapitaleinkommen letztlich immer wieder ausgeglichen. Seit der Jahrtausendwende zeigt sich jedoch aufgrund der erheblichen Zunahme von atypischer Beschäftigung, rückläufiger Tarifbindung und gesunkener Mitgliederzahl der Gewerkschaften ein dramatischer Trend zulasten der Arbeitseinkommen. Die Dramatik der zunehmenden Unterausschöpfung des Verteilungsspielraums konnte nur durch das lohnpolitische Gegensteuern in der Krise 2008/9 etwas abgeschwächt werden.
Die Berechnung des jährlichen Verteilungsspielraums und seines Ausschöpfungsgrades wird ausführlich dargelegt. Dabei wird im Einzelnen der Nachweis erbracht, dass die übliche Lohnformel mit ihren Zuwächsen von Arbeitsproduktivität und Verbraucherpreisen den Verteilungsspielraum tendenziell zu hoch ausweist. Dennoch ist sie für die Lohnpolitik in vielen Bereichen unverzichtbar und hilfreich. Auch wird eine modifizierte Lohnformel vorgestellt.
Als ähnliches Verteilungsmaß werden die Arbeitseinkommen den Unternehmensgewinnen gegenübergestellt. Das starke Ungleichgewicht in der Entwicklung könnte durch eine verhältnismäßig geringe Erhöhung der Löhne wieder ins Lot gebracht werden.