"Ist das Leben ein seltsames Höhlensystem?", fragt sich Lisa, als sie ihr Fotografiestudium abbricht, auf einen Brückenbogen klettert und die Kamera auf die Bahngleise wirft. Australien ist ihr gerade weit genug. Sie geht nach Sydney, wo sie bei Marc wohnt, dem fürsorglichen Ex-Freund ihres Bruders, und sich ins rauschende Leben stürzt. Atemlos sucht sie neue Bekanntschaften und wirft sich zwischen die schillernden Nachtgestalten in der Oxford Street. Aber Fotos bleiben auch in Australien wichtig für sie. Nicht nur, weil Lisa sechs unentwickelte Filmrollen mitgenommen hat, auf denen jemand zu sehen ist, der ihr einmal viel bedeutete und, auf verlorene Weise, immer noch bedeutet. Sondern auch, weil sie auf der Straße ein einzelnes Foto findet, auf dem sie selbst in einer ihr vollkommen unbekannten Umgebung zu sehen ist. Sie läßt sich auf das seltsame Spiel ein und macht sich auf die Suche nach diesem Café, immer begleitet vom ironischphilosophischen Fragenkatalog des Künstlerduos Fischli & Weiss. So hangelt sie sich durch Merkwürdigkeiten ihres Alltags, entwirft lustvoll Erklärungen, verzweifelt, dass alles immer anders kommt als gedacht, und macht neue, ganz unerwartete Erfahrungen. Die Grenzen des Realen verschwimmen, und die Polaritäten der Geschlechterfestlegung sowieso.
"Eine metaphernreiche, kraftvolle und fantasievolle Sprache eröffnet neue Wahrnehmungsräume, macht Rätselhaftes, Absurdes, Verzweiflung, Begehren und Einsamkeit geradezu sinnlich spürbar, ohne jemals ins Kitschige abzugleiten - das wird durch Ironie verhindert."(Gertrud Lehnert, Deutschlandradio, 15.5.2009)"Um es vorweg zu nehmen: Dieser Roman ist von erster Güte und könnte so etwas wie die queere Bibel werden, auf die man hierzulande schon lange vergeblich wartet. Denn "Etwas Kleines gut versiegeln" ist genau so umwerfend, charmant, berührend und intelligent wie seinerzeit der Spielfilm "Transamerica". Svealena Kutschke legt mit ihrem zauberhaften Roman ein sprachgewaltiges Debüt vor. (...) Es steckt voller Wortwitz, unerwarteten Wendungen, blumigen wie absurd-lustigen Vergleichen."(Andreas Hergeth, siegessäule.de, 5.3.2009)""Etwas Kleines gut versiegeln" ist ein Debüt, in dem alles blinkt und blitzt und schimmert und knallt (...) hier ist eine richtig gute Schriftstellerin auf die literarische Bühne getreten, die Herz beweist, ganz viel Herz."(Jan Drees, WDR 1live, 20.3.2009)"Das Beste an dem Roman ist Svealena Kutschkes frische, farbige Sprache. Sie hat großen Mut zu originellen, mutwillig windschief gehaltenen Bildern. Mal sind sie betont lakonisch - wenn Lisa auf einem Friedhof kräftige Züge aus der Weinflasche nimmt, spürt sie: "Der Zwischenraum zwischen mir und dem Tag wurde immer größer." Mal sind sie betont poetisch - wenn Lisa mit einem Begleiter einen Joint teilt, resümiert sie: "Gemeinsam träumten wir von einem Mond, der nie unterging, von Zigaretten, lang wie die Milchstraße, von Drinks, tief und unendlich, von Liedern mit Harmonien wie ein Kometenschweif." Zudem hat Svealena Kutschke ein Ohr für Dialoge zwischen Leuten, die alles dafür geben, cool zu wirken, für die aber schon der erst morgendliche Schritt aus dem Bett einem Hochseilakt über schwindelnde Abgründe gleichkommt." (Uwe Wittstock, Die Welt, 11.4.2009)"Es ist eben dieses Ungebremste, das Kutschkes Art zu schreiben so unmittelbar macht. Sie spielt mit der Sprache wie mit ihren Protagonisten. Sie lässt ihnen die Freiheit, sich in kindlich-magischen Trieben zu verlieren. Zum Beispiel versucht Lisa, einen schönen Fremden mit einer Lakritzbonbon-Spur zu sich nach Hause zu locken. Es ist nicht nur Kutschkes Haarschnitt, der einen ein wenig an Jean-Pierre Jeunets Amélie erinnert. Als