Teils sarkastisch, teils sanft werden die Gegenstände der Gedichte präzise ausgeleuchtet - auf versteckte Bedeutungen, Erinnerungsspuren und darin verborgene Geister hin, die in einem verrätselt-narrativen Ton in die Sprache zurückgerufen werden. Frei von ironisch unterkühlter Emotionsskepsis erzählt diese Lyrik von einer fühlbaren Welt unterhalb der unmittelbaren Wahrnehmungsschwelle - durchwebt von Fossilien und Früchten, Märchengestalten und alptraumhaften Erinnerungen.Verstörend und bildstark verwandeln die Gedichte in Birgit Kreipes schönheitsfarm ihre Stoffe in Sprachgebilde zwischen magischem Realismus und confessional poetry.
Die "Schönheitsfarm", von der der Titel spricht, erreichen wir nicht gleich, es geht zunächst aufs Land, hinaus aufs Land, so muss man sagen - der Ereignishorizont von Kreipe ist für gewöhnlich die Metropole."kindheit und jugend / [...] sommer, blaue milch mit weißen flocken / [...] wind filzt das gras und sucht sich / unterschlüpfe, eltern flimmern / am wegrand".Doch noch vorher - noch bevor wir mit der Poesie und ihren Filzbewegungen konfrontiert werden, ihren Flockenmomenten, elterlichen Sommern und sich suchendem Wind - betreten wir eine Illustration, in der eine Schwarzkopffrau ein von Schachtelmauern kaserniertes Geschlinge betritt, den Fuß eilig in einen Zopffluss setzt, der in einem Plattentellersee mündet, in vielleicht vinylem Wasser, dahinter vier Horizonte, am Wegrand, gesäumt von etwas wie Kinderhandbaumgras oder Telegraphiegeäst, alles zusammen eine in sich interne Sequenz - ein markanter Maßstab für die ihm folgenden Texte."wenn du könntest, würdest du sie / verwandeln, in weiße elefanten / in galeerensklaven".Gemeint sind die Eltern von zuvor, eine alte Intrusion in der geschilderten beinahen Idylle. Das war es dann aber auch mit diesem genealogischen Artefakt. Das Überwältigen lässt sich in diesen Texten nicht oft vom Bewältigen überholen."dein bräutigam hat blaues blut. / er trinkt wie ein tulpenfeld. / [...] der see ist nicht gefroren / - er ist im widerstand -".Wir befinden uns in enigmatisch zerfransten Räumen: Landschaftsisotope, von Märchen durchsetzt, Mytheme wie Tupfer in einem Nichts. Seltsame Wechselspiele zwischen Dingen und Ich. Letzteres nennen wir probehalber Kafkawittchen, in ihm flimmern Traumnachbilder und Relikte von Grübelroutinen. Erinnerungsschweife und metaphorische Extrakte, ausgeführt in restkindlicher Zartheit oder als gereifter Frost."schneeweißchen schlief / eingewickelt in winterlicht / wie in weißes geschenkpapier / die finger wund. eine / putzsüchtige".Bemerkenswert ist die Opposition von hell / weiß und dunkel / schwarz - als Zustandsindikatoren sind diese Werte fast maßgeblich für den Band. Wir begegnen einer grell erleuchteten Frau, dem (klinisch) weißen Bademeister und dem weißen Apotheker, die ganz anders weiß sind als die "weiße / pracht" des Schnees. Wir erfahren von einem schwarzen Theater, von kohlschwarzen runden Schatullen, und auch Amphetaminschocks sind als schwarz benannt. Die Bezugsfigur "m