Gute Reportagen fangen die Zeit ein, sehr gute frieren sie ein und haben Bestand. Guido Mingels staunender Blick auf die Schweiz, seine kritischen, ironischen und klugen Beobachtungen gehen noch einen Schritt weiter. Die in den letzten Jahren für DAS MAGAZIN entstandenen und für diesen Band neu editierten Reportagen fügen sich zu einer eigenwilligen Zeitgeschichte der Schweiz zusammen.
Ebenso verhält es sich mit den Fotografien von Andri Pol. Seine oft skurrilen Momentaufnahmen aus dem Schweizer Alltag haben bei allem Witz auch dokumentarischen Charakter. Und somit sind die 'Reisen ins Landesinnere' gleichsam Bestandsaufnahme wie Exkursion in ein ebenso vielschichtiges wie überraschendes Land.
Gute Reportagen, so sagt man, fangen die Zeit ein, sehr gute frieren sie ein und haben auf lange Sicht Bestand. In diesem Sinne lesen sich auch die Texte von Guido Mingels, heute Reporter beim «Spiegel», der fast zehn Jahre lang zuerst als Redakteur und dann als stellvertretender Chefredakteur des «Tagesanzeiger»-Magazins seismographisch den Schweizer Eigenheiten nachspürte. Haben die Schweizer Humor? Wie vergnügt sich die Dorfjugend am Wochenende? Gibt es zuviel Demokratie in der Schweiz? Und braucht das Land eine Revolution? Es sind Fragen wie diese, denen Mingels nachgeht. Und jede einzelne Reportage ist eine intensive Begegnung mit Menschen, Ereignissen und Meinungen. Mingels, Reporter mit Haut und Haar, steigt mit dem Innenminister auf Tourenski durch die verschneiten Alpen, geht auf Wohnungssuche im umkämpften Immobilienmarkt Zürichs, spricht mit der Protestjugend vom Schwarzen Block und porträtiert einen Lehrer am Rande des Nervenzusammenbruchs. Fallgeschichten, mit Preisen bedacht und zu Klassikern ihres Genres geworden. Fallgeschichten, die in ihrer Summe die Gegenwart abbilden und sich zu einem gültigen Bild dieses Landes zusammensetzen. Illustriert werden diese «Reisen ins Landesinnere» durch die Fotografien Andri Pols, dessen feingründiger und ironischer Blick die Beobachtungen von Guido Mingels aufs Vortrefflichste ergänzt.