Drei Söhne von neun Männern, das ist genug.
In ihrer Garage surft die
80-jährige Herbjörg durchs Internet und begleicht letzte Rechnungen, während der
Ofen für ihre Einäscherung heißläuft. Hallgrímur Helgasons neuer Roman ist ein
Parforceritt durch die Geschichte des 20.Jahrhunderts: anrührend und voll
isländischer Skurrilität.
»Ich lebe hier allein in einer Garage, zusammen mit einem Laptop und einer
alten Handgranate. Es ist wahnsinnig gemütlich.«
»Ich möchte einen Termin für eine Einäscherung buchen.«
»Einen Termin
buchen?«
»Genau.«
»Aha. Ja ... wie war noch mal der Name?«
»Herbjörg
María Björnsson.«
»Hallo? Ich kann den Namen in der Liste nicht finden. Haben
Sie den Antrag auf Einäscherung schon eingereicht?«
»Nein, nein. Ich möchte
einen Termin für mich buchen. Für mich selbst.«
»Naja, wir bearbeiten ihn
nicht, bevor ... na, Sie wissen schon ... also bevor, äh ..., bevor die Leute
tot sind, okay?«
»Gut. Wenn es so weit ist, werde ich tot sein. Darauf können
Sie sich verlassen. Also, wenn's eng wird, komme ich einfach vorbei, und ihr
schiebt mich lebend in den Ofen.«
»Wer das moderne Island kennenlernen will, verlasse sich auf die wilde Erzählerin dieses Romans.« Tilman Spreckelsen, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.10.2011 »Es giftet sofort los. Und obwohl einen sein schrilles Äußeres, die schrumpelhäutige Dame mit pinkfarbener Perücke, hätte warnen müssen, ist man überrumpelt. Der Roman springt einen an wie ein kleiner Terrier, direkt nach dem Öffnen der Gartenpforte. Er bellt kurze, heisere Sätze. Aber: Man schlägt den Buchdeckel trotzdem nicht wieder zu.« Johan Dehoust, Kultur SPIEGEL, Oktober 2011 »Die Figuren, die Helgason sich ausdenkt, sind eine rare Pracht. Seiner krachend absurden Phantasie verfällt man sofort. ""Eine Frau bei 1000°" ist ein schnoddriger Ritt durchs vergangene Jahrhundert - und auch durch die deutsche Geschichte aus isländischer Perspektive.« Anne Haeming, Spiegel Online, 14.10.2011 »Ganz schwindelig wird dem Leser, wie der Autor zwischen den Schauplätzen und Jahrzehnten hin und her springt. Und überwältigt wird er auch: von der hohen Kunst des Spagats zwischen beißendem Humor und den anrührenden Innenansichten einer von der Liebe und der europäischen Historie gequälten Exzentrikerin.« Sarah Brasack, Frankfurter Rundschau, 12.10.2011 »"für Schriftsteller scheint als Regel zu gelten: je langweiliger ihre Werke, desto spannender ihr Privatleben - wenn diese Sentenz stimmt, muss Hallgrímur Helgasons Privatleben sehr öde sein.« Rainer Moritz, Stuttgarter Zeitung, 11.10.2011 »Hallgrímur Helgason ist eine grandiose isländische Version der Matratzengruft á la Heinrich Heine gelungen. Zorn und Trauer durchziehen die Memoiren Herbjörgs, aber ihr Geist und ihre Leidenschaft sind ungebrochen. Zudem brütet die Erzählerin wie ein Legehuhn auf einer Handgranate aus dem II. Weltkrieg, um sich wenigstens symbolisch einen Rest an Handlungsfreiheit zu bewahren. In Herbjörgs Seele lagern die unheilvollen Ereignisse des 20. Jahrhunderts wie eruptives Magma. Einem isländischen Vulkan gleich, droht dieser Sprengstoff jederzeit auszubrechen. Denn wer so alt geworden ist wie Herbjörg und in der Flut der Kriege nicht unterging, dem zerstörte es die Biographie.« Carola Wiemers, Deutschlandradio Kultur, 29.09.2011 »" die absurden Konstellationen in diesem schwarzhumorigen Roman sind unausweichlich, bieten aber uneingeschränktes Lesevergnügen.« Stefan Hauck, Buchjournal, 4/2011 »Ein packender, großer Roman über das Überleben.« Tobias Schwartz, Die Märkische, 22./23.10.2011