Das Anliegen dieses Buches ist, ein literarisches Motiv in Pindars Dichtung zu untersuchen. Zwar besitzt das Motiv des Auges und des Sehens bei Pindar eine bemerkenswerte metaphorische Kraft, doch fehlte bisher eine monographische Untersuchung über diesen Aspekt. Jeder Akteur in der agonalen Welt Pindars besitzt Augen mit einer metaphorischen Bedeutung. Daraus ergibt sich die Struktur des Buches: Jedes Kapitel konzentriert sich auf einen bestimmten Akteur oder mehrere miteinander verbundene Akteure, denen ein besonderer Blick eigen ist: die Charis, der Dichter, der Sportler, der Gott, der Herrscher und die Hoffnungen. Abschließend wird das Blickfeld erweitert und das Motiv von Licht und Dunkel in der olympischen Ode 2 untersucht. Die Analyse beschäftigt sich mit zahlreichen Stellen und Gedichten, deren Interpretation umstritten ist (das gilt oft auch für den Text selbst). Um diese Stellen zu erklären, wird jedoch nicht nur das Motiv des Auges und des Sehens, sondern die gesamte Dichtung Pindars berücksichtigt. Die Deutung beruht auf den Siegesliedern, da nur diese vollständig überliefert sind und somit ein literarisches Urteil erlauben.